Dienstag, 15. Dezember 2015

Der Drohn - Biene, Mann und armes Schwein


Sodom und Gomorra - was Sie den braven Bienen bisher nicht
zugetraut hätten


oder


Sex and Crime, no Rockn'Roll - ungewohnte Einblicke in eine
ehrenwerte Gesellschaft


oder



       Der Drohn -  Biene, Mann und armes Schwein





Wenn die Rede auf Bienen kommt, spricht man häufig von Königinnen, Arbeiterinnen, Sammlerinnen oder Wächterinnen. Das so genannte "starke Geschlecht" ist bei den Bienen offensichtlich kaum vorhanden oder wird zumindest in der allgemeinen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Höchste Zeit also für eine würdigende Betrachtung des Drohns, seines Lebenswandels, seiner wenigen Stärken und zahlreichen Schwächen und seiner Bedeutung für die Welt und die ihr angrenzenden Gebiete.





Die männlichen Bienen (Drohnen) sehen wild und furchterregend aus, haben schrecklich große Augen, sind deutlich größer als die weiblichen Bienenwesen und scheinen Parasiten magisch anzuziehen. Sie sollten daher eigentlich der absolute Alptraum jedes Imkers und seines Haftpflichtversicherers  sein, entsprechen sie doch optisch dem Idealfall eines potentiellen Haftpflichtversicherungsfallverursachers. Mit ihrem Gehabe und Outfit versuchen sie jedoch meist sehr erfolgreich zu verdecken, dass sie vorne im Hirn außer "dem Einen" fast nichts drin haben und vor allem aber am anderen Ende keinen Stachel und schon gar keinen giftigen. Sie sehen ihre Lebensaufgabe darin, in der Gegend herumzustreunen, sich mit ihren Kumpels an dubiosen Orten zu treffen und vor allem unbedarfte Königinnen anzubaggern. Daher haben sie keine Zeit, sind kaum in der Lage und vor allem absolut nicht willens irgendwelche häuslichen Arbeiten zu übernehmen.



Spätestens an dieser Stelle sollten Ihnen die frappierenden Ähnlichkeiten mit der Gattung Homo sapiens aufgefallen sein, welcher Sie vermutlich selbst angehören. Wie Sie bald lesen werden, gibt es noch wesentlich mehr Gemeinsamkeiten von Apis mellifera und Homo sapiens.



Ist der Drohn einer jungen Majestät genehm und ihr treu zu Diensten, so fällt er nach einem wilden Kunstflug auf dem Rücken selbiger Majestät augenblicklich mausetot oder zumindest mausehalbtot und arg sterbend aus dem Siebten Himmel. Mit seinem durch die Gravitation verursachten Auftreffen auf der Erdoberfläche erledigt sich dann seine (bauartbedingt schon vorher kaum vorhandene) haftpflichtrechtliche Relevanz vollständig.  Hier zeigen sich jetzt doch erhebliche Unterschiede zum Homo sapiens ♂. Dieser fällt nach erfolgreicher Anmache nicht zwingend aus allen Wolken. Und wenn doch, dann beträgt die Fallhöhe meist weniger als 50cm und so kann die harte Landung auf dem Boden der Realität auch von ungeschickten Exemplaren i.d.R. problemlos überlebt werden. Allerdings kommt danach die Haftpflicht oft erst so richtig aus den Bettfedern gekrochen und sorgt auf diese Weise zuverlässig dafür, dass sich große Völker mehr oder weniger bienenfleißiger Juristinnen und Juristen ganz ordentliche Mengen Milch und Honig leisten können. Dies wiederum sehr zur Freude der Milchbauern und Imker.



Doch zurück zu den Bienen. Bei diesen besteht ein ausgesprochen großes zahlenmäßiges Missverhältnis von naiven Königinnen zu anmachungswütigen Drohnen (hier auch wieder eine Übereinstimmung mit Homo sapiens; es gibt auf der Welt einfach zu wenig Königinnen).  Obwohl so eine Honey Queen ca. 10 Drohnen zu sich bittet, bleiben doch jede Menge Casanovas mit unerfüllten Träumen übrig. Anders als der Homo sapiens ♂ haben die Drohnen aber zu ihrem Plan K (Königin Komma jungfräuliche) keinen Plan B (Biene Komma stinknormale) als Alternative zur Verfügung. Sie müssen daher (sofern sie nicht bereits tot vom Himmel gefallen sind, s.o.) mehr oder weniger frustriert weiterleben. Irgendwann im Hochsommer oder frühen Herbst kommen ihnen dann zu allem Übel auch noch die Damen des Bienenhauses auf die Schliche. Wahrscheinlich haben die wehleidigen Herren der Schöpfung im Bienenstock zu sehr über ihr Schicksal herumgejammert. Irgendwann ist Schluss! Dann werden Weiber zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Scherz. Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen, zerreißen sie der Drohnen Herz.  Mit etwas weniger schillerndem Pathos ausgedrückt: die Damen sind genervt von dem ewigen Gelölle und davon, dass die ganze Arbeit wie zäher Honig immer nur an ihnen klebt. Sie setzen die nutzlosen Kostgänger einfach vor die Tür. Dies kommt gelegentlich, jedoch nicht flächendeckend, auch bei der Gattung Homo sapiens vor.  Hier begnügen sich die Hyäninnen meist mit wüsten (in schmerzhaft hohen Frequenzen vorgebrachten) Drohungen und dem Vorzeigen diverser Folterinstrumente. Die armen Drohnen verstehen jetzt gar nichts mehr und sind den im Kehrwochenmodus befindlichen Bienendamen geistig und trotz ihrer Größe auch körperlich hoffnungslos unterlegen. Es fehlt ihnen wie gesagt eklatant an stichhaltigen Argumenten (Übereinstimmung mit Homo sapiens ♂). Sie werden daher an den Anfang der Nahrungskette zurückgereicht -  vulgo: sie werden entweder schnell gefressen oder sie vergammeln langsam (teilweise Übereinstimmung mit Homo sapiens ♂).



Die Natur kann grausam sein. 



Die Mädels hingegen bereiten sich nun (von Drohnen befreit sind Beute und Stock) fröhlich auf den kommenden Winter vor. Sie bleiben unter sich, scharen sich um die Extravaganteste unter ihnen und beschäftigen sich mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens (fressen, Köpfe zusammenstecken, Bude warm halten). Auch hier zeigt sich wieder eine erstaunliche Übereinstimmung mit der Art Homo sapiens ♀  (Kaffee trinken, telefonieren, shoppen).



Das geht dann so ein paar kühle Monate (hoffentlich) ganz gut. Im Gegensatz zu Homo sapiens ♀ sind keine Zickenkriege unter den Bienendamen überliefert. Dies mag vielleicht daran liegen, dass die weiblichen Bienenwesen streng genommen eigentlich nicht so ganz arg weiblich sind. Ein echtes Vollblutweib ist nur die Königin. Die anderen Mädels werden von ihr mit einem geheimnisvollen Pheromon so ziemlich im Zaum gehalten. Die Bienchen sind süchtig nach Parfüm (Übereinstimmung mit Homo sapiens ♀) und bleiben ihr kurzes Leben lang eigentlich nur kleine Mädchen (keine Übereinstimmung mit Homo sapiens ♀).



Auch nicht so die feine Art.

Aber wie gesagt, die Natur kann grausam sein und sie ist es nicht nur zu den Buben.



Andererseits .... welche Eltern haben nicht schon heimlich von braven fleißigen Töchtern geträumt, die nie in die Pubertät kommen, die sich nie mit irgendwelchen Drohnen nicht unähnlichen schwankenden Gestalten atemlos durch die Nacht und die volkbelebten Gassen wälzen? Vielleicht ist der Trick mit dem mother's-little-helper-Duft ja auch nur blanke Notwehr der verzweifelten Bienenmutter.... Man stelle sich vor: tausende von Töchtern - und alle werden sie flügge!!!



Falls Sie mit einer ähnlich hohen Anzahl von Töchtern gesegnet sein sollten, hier die magische Formel:



2trans-Decenon-(9)-säure(1) (Ch3 -CO-[CH2 ]5-CH = CH-COOH)



Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie aber besser nicht Ihre Packungsbeilage und lesen Sie nicht Ihren Arzt oder Apotheker. Und verraten Sie um Himmels Willen nicht, woher Sie den Tipp haben.



Doch zurück zu den Bienen. Da sollten wir vielleicht noch einen kurzen Blick auf die Ausnahme von der Regel werfen. In seltenen Fällen kommt es nämlich vor, dass auch ganz brave nicht blaublütige Bienentöchterlein schwanger werden (Übereinstimmung mit Homo sapiens ♀; dort jedoch wesentlich häufiger). Wenn die Bienenkönigin überraschend und zur Unzeit den Honiglöffel abgibt und die Bienenmädels keine Chance mehr haben, ihr vorher eine potentielle Nachfolgerin unterzujubeln, dann ist das für sie der Super-GAU:  Parfüm ist alle! In ihrer Not lassen sie nun doch ihre bisher unterdrückten Eierstöcklein wachsen, kommen in die Pubertät und legen tatsächlich Eier. Allerdings wurden sie nie aufgeklärt und so fehlen ihnen ein paar wichtige Informationen. Besonders die Sache mit dem Hochzeitsflug ist total an ihnen vorbei gegangen (kein Wunder, der war ja auch lange vor ihrer Zeit und Mama war danach immer ganz brav daheim). Daher wird aus der Geschichte nichts Gescheites: es schlüpfen nur Drohnen. Und reine Männerwirtschaften haben schon ganz andere Staaten ins Verderben gerissen. Also gut gemeint von den Mädels, aber vergebliche Liebesmüh.

   

Jetzt aber wieder zurück zum Normalfall und zur Natur. Die ersten warmen Sonnenstrahlen und die länger werdenden Tage des neuen Jahres lassen bald die Frühlingsgefühle bei den Bienen und Menschen erwachen. Beim umsichtigen Imker gelten diese seinen Nachbarinnen und Nachbarn. Die riechen den Braten  schon: shit will happen. Vermehrter bienenaktiver Fallout auf Wintergarten und Daimler ist zu erwarten. Dafür gibt's morgens eine Weile Honig statt Marmelade. Der Umgang mit Bienen beruhigt ungemein und so verkneift sich unser Imker in der Regel die Vergleiche seiner Bienen mit den Katzen der Nachbarn. Deren Fallout kommt nicht nur hinten sondern auch vorne raus und ist dann in allen Aggregatszuständen auf seiner Bienenweide zu besichtigen. Fifty Shades of Shit! Und statt Honig bringen die nur tote Mäuse an die Haustür.  



Die Bienen- und auch die sonstigen weiblichen Wesen merken bald nach der erfolgreichen Darmentleerung, wie öde die Welt doch ohne die Jungs ist und erinnern sich mit Wehmut daran, wie die flotten Kerle dereinst Stimmung in den Stock gebracht und den Laden so richtig aufgemischt haben. Im Gegensatz zu den weiblichen Homo sapiens sind die Bienen aber in der glücklichen Lage, Jungs ohne Jungs generieren zu können. Sie müssen dazu nur ein paar größere Wabenzellen basteln. Die Paschas machen sich ja schon als Babys so breit. Dann noch schnell die Chefin überreden, ein paar Eier da rein zu legen und dabei "zufällig" die Samenfäden zu vergessen (böse Zungen behaupten ja, auch beim Homo sapiens würde den Männern etwas fehlen und sie würden immer zu viel Platz brauchen).  Weil sie es einfach nie so richtig gebacken kriegen, brauchen die Bienenbrüder zwar ein paar Tage länger, bis sie in die Pötte sprich aus der Zelle kommen.  Aber das muss frau halt in Kauf nehmen. Ganze 24 Tage lümmeln die in der Kammer rum! Normale Bienenmädels schaffen das locker in 21 Tagen. Das liege wohl daran (meinen wiederum o.g. böse Zungen), dass in der engen Zelle außer vielleicht einem paar lästiger Varroa-Milben niemand ist, mit dem frau sich gepflegt unterhalten könnte und die grausame Mutter Natur auch keinen Internetanschluss gebucht hat. Da kann frau ja nix anders machen als essen und wachsen. Königinnen brauchen sogar nur 16 Tage. Sie haben auch kein Internet aber mehr Platz und was Gescheites zum Essen.



Nun gut, irgendwann sind dann alle da. Der Imker hat gepennt und die Weiselzellen übersehen. Wie meinte einst Friedrich: "Viele Leiber seh' ich springen. Wohl! Die Massen sind im Fluss."  Bald sind die Massen nicht mehr im Fluss sondern im Flug. Dann ist der Schwarm da und die Post geht ab. Homo sapiens imkerus ist aufgewacht und steigt wie ein von der Tarantel  gestochener Wetterfrosch auf seine höchste Leiter. Oder er steht fluchend wie ein Kutscher neben seiner zu kurzen Leiter und denkt an "seinen" Honig, den sich die Schwärmer vorher noch in ihren Honigmagen reingezogen haben und an den Honig, den die elenden Sauviecher künftig an einem anderen Ort vor ihm verstecken werden. Oder frei nach Schiller: "Doch furchtbar heult die Imkerschaft, wenn Bien der Fesseln sich entrafft, einherfliegt auf der eignen Spur, die freie Tochter der Natur. Wehe, wenn sie losgelassen, wachsend ohne Widerstand ..." usw. usw.



Und dann beginnt die ganze Geschichte wieder von vorne. Der ewige Kreislauf des Werdens und Vergehens.



 By the way -  the same procedure as last year, Miss Maja?

The same procedure as every year, Willi!



Resümee



Wenn man es sich so recht überlegt, sind das schon seltsame Verhältnisse im Staate Bien. Kaum ist die feine junge Dame aus ihrer königlichen Wiege gekrochen, tütet sie lautstark zum Angriff und meuchelt brutal alle ihre adligen Schwestern, die auch noch so als Thronfolgerinnen in Frage kämen. Sobald das erledigt ist, fliegt sie aus und hat so um die 10 Männer, von denen aber keiner überlebt. Alle sterben sie an ihrem Hochzeitstag. Alle sterben sie an ein und demselben Tag. Alle an derselben Todesursache. Sie werden gefunden mit leicht verklärtem Blick, erfülltem Lächeln im Gesicht und brutal aufgeplatztem Unterleib. Kein schöner Anblick, allenfalls für Ameisen. Dient doch der Drohn auf diese Weise manch einer Ameise als Speise.  Irgendwann macht sich die Königin aus dem Staub und nimmt den halben Staat und einen guten Teil der Währungsreserven mit. Sie besetzt fremde Grundstücke und Wohnungen. Im zarten Alter von nur wenigen Tagen ist die Königin schon mehrfache Witwe. Die zig-tausend Töchter sind alle Schwestern oder Halbschwestern und gleichzeitig Halbwaisen. Die Söhne sind von Geburt an auch Halbwaisen oder so etwas ähnliches - sie hatten nie einen Papa und auch nur einen Opa. Den mütterlicherseitigen. Den hat es aber schon vor langer Zeit fulminant zerbröselt (heldenhafter Fliegertod im Dienste ihrer Majestät, s.o.).  Die Oma (natürlich auch nur die mütterlicherseitige) war nämlich auch so eine mit um die 10 Männern, von denen aber keiner ...  usw.,usw..   Die Mutter setzt ihre eigenen Töchter dauerhaft unter Drogen, damit die nicht auf dumme Gedanken kommen, die sie nur von der Arbeit abhalten würden. Die Töchter sorgen selber dafür, dass sie Brüder bekommen. Die Brüder sind dann aber untereinander und gegenüber den Schwestern alles Vollbrüder, obwohl die Schwestern teilweise unterschiedliche Väter haben.
Oder sind die Brüder generell nur Halbbrüder, weil sie ja keinen Vater haben? Egal, irgendwann schicken die lieben Schwestern ihre lieben etwas unterbelichteten Voll-, Halb- oder Viertelbrüder sowieso in die Wüste und in den sicheren Tod. Nur damit die nicht mehr von den Honigtöpfen naschen können.  Wobei in den Honigtöpfen längst nur billiges Zuckerwasser ist. Den Honig hat wie jedes Jahr dieser komische Typ mit der weißen Haube gemopst.



Und wer bitteschön ist nun der Einzige ohne kriminelle Energie in dieser ehrenwerten Gesellschaft? Genau - unser Drohn! Immer nur Opfer, nie Täter. Das arme Schwein im Bienenstock. Oder nach Schwoißfuaß: Oiner isch emmer dr Arsch ond er woiß et mol warum...



Man darf sich gar nicht ausmalen, wenn dieses Sodom und Gomorra auch bei Homo sapiens gang und gäbe wäre. Die Juristen würden sich vermehren wie die Karnickel! Es wäre unmöglich, in ausreichenden Mengen Milch und Honig für sie zu produzieren.    

Sonntag, 15. November 2015

Trauerfall




Was sie zuletzt gesehen hat,
das war des Imkers Motorrad.
Das ungleich stärker war als sie,
ein fairer Kampf war das doch nie.

Wie gern wär er drumrumgefahr'n
und hätte ihr kein Leids getan.
Für seine lieben Honigtiger
war ihm doch nie ein Weg zuwider.
Er rechnete so spät nicht mehr
mit Honigbienenflugverkehr.



Jetzt fehlt ihm diese Lederbraune
und er hat furchtbar schlechte Laune.
Mit feuchten Augen, kurz vor drei,
gibt er sie zur Bestattung frei.
Im hohen Bogen tritt sie dann
den letzten ihrer Flüge an.
Es eskortieren die Kollegen.
Es kommt halt vor, so ist das Leben.
Ein kleiner Trost in dieser Not:
es war ein schöner Fliegertod.
Und wären wir in Österreich
dann hätt' sie g'hoobt a scheane Leich.



(Werner Wallenwein)



Freitag, 13. November 2015

Friedrich im Fußballstadion



Tausend Tattoos, 11 Gefährten
so präsentiert ihr euer Land.
Heute wollt ihr Sieger werden
Frisch Gesellen, flink gerannt.
    Von der Stirne heiß
    Rinnen muss der Schweiß,
Soll der Coach die Spieler loben,
Doch der Segen kommt von oben.

Zum Spiele, das wir ernst bestreiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden ihn begleiten,
Dann fließt der Wettkampf munter fort.
So lasst uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt,
Den schlechten Mann muss man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist's ja, was den Trainer zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Dass er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmt den Ball nicht volle Kanne,
mit Gefühl muss es schon sein,
Dass die eingepresste Flamme
Schlage zu dem Tor hinein.
     Kocht des Müllers Brei,
     Schnell den Lahm herbei,
Dass die zähe Götterspeise
Fließe nach der rechten Weise.

Was in des Stadions tiefer Grube
Die Elf mit Jogis Hülfe baut,
Hoch in des Stadions Pressestube
Da wird es von euch zeugen laut.
Noch dauern wird's in späten Tagen
Und rühren vieler Menschen Ohr
Und wird mit dem Betrübten klagen
Und stimmen zu des Stammtischs Chor.
Was unten tief dem Fußballsohne
Das wechselnde Verhängnis bringt,
Das schlägt an die metallne Krone,
Die es erbaulich weiterklingt.

Enge Trikots seh ich springen,
Wohl! Die Massen sind im Fluss.

Lasst's mit Fangeläut durchdringen,
Das befördert schnell den Fuß.
    Auch vom Foule rein
    Soll das Spiel heut sein,
Dass mit dem runden Lederballe
Rein und voll das Tor bald falle.

Denn mit der Freude Feierklange
Begeistert sich das liebe Kind
Am Eingang stand's lang in der Schlange,
ersehnend, dass es bald beginnt.

Da ruhten noch im Zeitenschoße
Die schwarzen und die heitern Lose.

Wie sich schon die Menschen freuen!
Dieses Fähnchen setz ich ein,
Sehn wir's im Fahnenmeer erscheinen,
Wird's zum Tore zeitig sein.
    Jetzt, Gesellen, frisch!
    Prüft mir das Gemisch,
Ob das Spröde mit dem Weichen
Sich vereint zum guten Zeichen.

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich ein Ball im Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, das Spiel ist lang.



Doch hinten waltet
Der tüchtige Neuer,
Der Hüter des Tores,
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Abwehr
Und wehret dem Angriff,
Und reget ohn Ende
Die riesigen Hände,
Hält fest den Gewinn
Mit ordnendem Sinn.

Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer,
Und ruhet nimmer.

Und der Jogi mit kritischem Blick
Vom Rande des Platzes schaut er penibel
Überzählet bang sein schwankendes Glück,
Sieht in der Abwehr tragische Versäume
Und die im Mittelfeld zu freien Räume
Und die Flanken des Gegners, vom Regen gebogen,
Und der Zuschauer bewegte Wogen,
Stemmt sich mit hängendem Mund:
Fest, wie der Erde Grund,
Gegen des Unglücks Macht
Steht und fällt mit des Hauses Pracht!
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ewger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell.
Wohltätig ist des Fußballs Kraft,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft,
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn die FIFA sie an sich rafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Um Macht und Geld geht es dann nur.
Wehe, wenn sie losgelassen
Wachsend ohne Widerstand
Durch die volkbelebten Stadien
Wälzt den ungeheuren Brand!
Denn sie können es nicht lassen
heben gerne auf die Hand.

Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist das Feld belichtet;
Durch der Füße lange Kette
Um die Wette
Fliegt die Kugel, hoch im Bogen
Spritzen Pässe, Angriffswogen.
Heulend kommt der Sturm geflogen,
Der die Lücke brausend sucht.
Prasselnd in die dürre Frucht
Fällt sie in die engen Räume,
In der Abwehr dürre Bäume,
Und als wollte sie im Wehen
Mit sich fort der Erde Wucht
Reißen, in gewaltger Flucht,
Wächst sie in des Himmels Höhen
Riesengroß!
               Hoffnungslos
Weicht der Mensch der Götterstärke,
Müßig sieht er seine Werke
Und bewundernd untergehn.
Leergebrannt
Ist die Stätte,
Wilder Stürme rauhes Bette,
In den öden Augenhöhlen
Wohnt das Grauen,
Um das Ganze zu verdauen
Geht's in die Kabine rein.

Da werden Trainer zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,
Wild zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Spielers Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu,
Das Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.

Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist Suarez' Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
ist's wenn der Pfeifenmann nichts kann.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Spieles Himmelspfeife leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
Und äschert alle Träume ein.

Freude hat mir Gott gegeben!
Sehet! Wie ein goldner Stern
Aus dem Tornetz, nicht daneben,
Schält man raus den runden Kern.
 Von Hummels Kopf zu Klose,

dem Torwart durch die Hose
Auch des Stadions Video-Schilder
Loben den erfahrnen Bilder.

Herein! herein!
Gesellen alle, schließt den Reihen,
Dass wir den Sieg gebührend feiern,
Concordia soll sein Name sein,
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
Versammle sich die liebende Gemeine.

Sehr frei nach Friedrich Schiller, er möge es mir verzeihen.

Dienstag, 10. November 2015

Der fehlende Kakadu


Der Kakadu, so sagtest du,
der lebte nie in Kathmandu.
Ich traute meinen Ohren nicht,
was schreib ich jetzt für ein Gedicht?


(Werner Wallenwein)


Sonntag, 8. November 2015

S-Bahn Typ 2: Regel und Ausnahme


Verlässlich die Verspätung ist
bei jeglicher S-Bahn -
das gilt nur wenn du pünktlich bist
und nicht selbst später dran.

( Werner Wallenwein)

Samstag, 7. November 2015

Das illegale schwäbische Komma

"Du Bachl! Noi, do g'hör i et na!"
dachte entrüstet das Komma
als ich es setzte
und Komma und Gesetz verletzte.
"Oineweg, dem daube Mensch
verdank i jetzt mei Exischtenz.
So guat vasteckt find mi fei nie
das grauslige Radiergummi."




(Werner Wallenwein)





Anmerkung des Autors:



Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung flüchtiger Kommafehler führen, setze ich dohanne eine Belohnung von einem Espresso aus (solange meine Bohnen reichen).

Freitag, 6. November 2015

Wild pieselnde Katzitessen



Die Wissenschaft hat nachgewiesen,
dass Katzen gern an Autos pieseln.
Besonders wenn sie wild geparkt
drückt es der Katzen Blasen arg.
Und wilde hat's hier deutlich viele,
Katzen und Automobile.

Auch meine Pneus warn über Nacht
von lieben Tierchen nass gemacht.
Das trocknet zwar doch stinkt's und klebt's,
sogar den CarWash überlebt's.
Und wie's bei Katzen usus ist
wo's so gut riecht wird nochmal pisst.


(Werner Wallenwein)

Anmerkung des Autors:
Ggfs. ausschneiden und als freundlichen Hinweis für wild pieselnde und wild parkende Autos nutzen. 

Donnerstag, 5. November 2015

Der schlaue Niels




Bevor ich es vergess' erwähne
ich es gleich jetzt: Niels Bohr war Däne.
Das war ganz praktisch zu der Zeit,
nach Stockholm ist es da nicht weit.
Denn grade dort, also weit oben,
erhielt er diesen Preis, den noblen.

Das war zunächst nicht abzusehen,
das werden Sie nun gleich verstehen.

Der junge Niels war als Student
bei einer Prüfung renitent!

Die Kommission erbat von ihm
was ganz Einfaches, wie es schien.

"Wie hoch ist dieses Haus in Meter?
Hier, nehmen Sie das Barometer."

Sein Riesenhirn begann zu kreißen
gebar gleich x verschied'ne Weisen
die richt'ge Lösung zu bekommen.
Die Kommission schaute beklommen.

Denn das, was man erwarten würde,
empfand er unter seiner Würde.

"Ich lass es einfach runter fallen,
warte dann, bis ich's hör knallen,
und von der Zeit komm ich zur Höh."
Die hohen Herren sagten "Nö!"

"Nun gut, dann bind' ich's an ein Seil
und lass es runter und derweil ...."
"Herr Bohr, wir üben hier Physik,
und keinen Taschenspielertrick!"

"Wenn ich es pendeln lasse jetzt,
und messe, nach dem Pendelg'setz......"
"Ja gut, das mag zwar alles gehen,
doch sollten Sie hier auch verstehen..."

"Ich mess' den Schatten von dem Haus
und auch vom Barometer aus
und mit der Trigonometrie...."
"Nein halt, nein halt, so warten Sie..."

"Wenn's mir der Hausmeister verrät,
dann schenk ich ihm das Messgerät..."
"Herr Bohr, das reicht, wir sehn uns später...
ham' Sie daheim kein Barometer?"

"Wenn Sie den Luftdruck oben messen
und unten auch ist's gleich gegessen,
Die Formel mal der Differenz,
profan, Eure Magnifizenz!"
"Na endlich, so wird das gemacht,
Warum hams' das nicht gleich gesacht?"

"Seit ew'gen Zeiten steht's im Buch
so dachte ich, Sie wissen's doch."

Jetzt war die Situation gemeistert
und alle waren schwer erleichtert.

Vor Freude sprang das Barometer
gleich hoch um hundert Millimeter
und sorgte in den nächsten Tagen
für Sonne satt in Kopenhagen.

Viel später ist ihnen gekommen:
Niels hat sie auf den Arm genommen!
Bei diesem Lösungsallerei,
da ging ganz schnell die Zeit vorbei ...

(Werner Wallenwein)

Anmerkung:
Es wurde zwischenzeitlich herausgefunden, dass das Barometer unter starker Flug- und Höhenangst litt. Wahrscheinlich hatte es auch einen leichten Sprung, da es einmal stark fiel.

Mittwoch, 4. November 2015

Die rasante Entwicklung der Kommunikationstechnik



 
Telegramm von Elba:
"komme Ende Februar."
Waterloo, SMS:
"habe hier noch etwas Stress."
WhatsApp von Helena:
"hab mich entschieden, bleibe da."

(Werner Wallenwein)
 

Dienstag, 3. November 2015

Die Landeshaushaltsrechnung





Wer mailt noch so spät durch Wind und Nacht
Es ist die Roswitha, die Rechnung sie macht.
Sitzt vor ihren Laptop, mit dem Rücken zur Wand,
Die Zeit ist ihr Feind, rinnt ihr durch die Hand.

Meine  Tochter, was birgst du so bang dein Gesicht? -
Siehst, Mutter, du den Endtermin nicht?

Den Endtermin, noch vor dem Neujahr?
Mein liebes Kind, jedes Jahr ist der da.

"Du liebliches Buch, komm lasse dir Zeit,
Zahlen sind doch was für die ewige Keit.
Manch schönen Vermerk noch schreibe ich dir,
Sag dir auch die Überschreitung auf Seite 304."

Meine Mutter, meine Mutter, hörest du nicht,
Was die Opposition mir leise verspricht? -
Liebe Mutter kannst du nicht verstehn,
Du hast eine üpl. übersehn!
Nur ruhig, bleib ruhig, mein liebes Kind!
Ich prüf' noch den Einzelplan 14 geschwind.

"Willst, liebes Mädel, du mir widerstehn?
Schau mal auf die Reste vom Einzelplan 10!
So viele Fehler füllen die mächtigen Reihn,
Der Rechnungshof grinst und singt sich schon ein."

Oh, teure Mutter, wir sind schon verlor'n,
Die Reste stimmen weder hinten noch vorn!
Nur ruhig mein Kind, die stimmten noch nie,
Das mach ich zum Schluss mit dem Radiergummi.

"Bist du dir denn sicher, dass alles auch hebt?
Manch dickes Buch hat's vom Winde verweht ...."

Oh Mama. oh Mama, wir haben's verpisst,
Der Buchbinder findet den Faden nicht!
Mein Kind, das hab ich noch nie erlebt,
Verliert er den Faden dann wird's halt geklebt.

"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt." -

Oh Mutter, oh Mutter, sieh doch die Gefahr,
Der schwarze Wolf  haucht in mein grün-rotes Haar !
Oh liebe Mutter, wir schaffen es nöscht,
Die NestuL hat alle Daten gelöscht!
Nein, liebes Kind, es ist nicht zu spät,
SAP macht nur ein neues Update.


Der Mutter grauset's, sie mailt noch geschwind,
Zur Druckerei das ächzende Kind,
Die Bücher kommen, gar an den richtigen Ort,
Die Rechnung ist fertig.
Der Minister ist fort.


(Sehr frei nach Johann Wolfgang von Goethe)



Anmerkungen des Autors


Ich danke Herrn Johann Wolfgang von Goethe innig für die unübertrefflich genial geleistete Vorarbeit zu diesem Pamphlet. Leider war es mir nicht möglich, diesen Dank persönlich zu übermitteln, da besagter Herr unpässlich ist.

Seiner Majestät dem Erlkönig sei ebenfalls mein Dank ausgesprochen. Der Arme musste ja schon einiges über sich ergehen lassen und wird bestimmt nie wieder atemlos durch die Nacht reitende Knaben angrapschen.

Herzlichen Dank an meine Kollegin Frau Roswitha Mahlzeit-Mahlzeit für die freundliche Erlaubnis zur Erwähnung ihres Namens. Wer die Landeshaushaltsrechnung macht, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Dafür sind die zuständig, die sie nicht mehr machen.



Zu den Begriffen:

Die Landeshaushaltsrechnung ist das Spiegelbild des Haushaltsplans, in ihr wird die harte Realität der Prosa der Planung gegenübergestellt. Sie besteht zu 95% aus Zahlen, der Rest sind Trennlinien und etwas Text. Sie hat also den Charme eines Telefonbuchs, in dem die Namen der Personen geschwärzt sind. Wer unbedingt reinschauen möchte findet sie hier: http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/lhr/ .  Die Rechnung bildet die Grundlage für die Prüfung durch den Rechnungshof, der sich über jeden mehr oder wenig absichtlich dahin geworfenen Fehler freut. Die Rechnung ist auch Grundlage für die Entlastung durch den Landtag (statistisch gesehen sind Sie zumindest in 3,8 Vereinen, daher kennen Sie das wohl).

Endtermin: Die LHR ist im Laufe des Folgejahres vorzulegen und vom Minister zu unterschreiben. Was beides bescheuert ist, da man einerseits vom vorletzten Mohikaner der Landesverwaltung rechtzeitig Beiträge benötigt (man selbst ist der letzte Mohikaner). Andererseits der Minister (also sozusagen der allerletzte und zugleich zweitoberste Mohikaner)  gern und oft durch die Welt und die ihr angrenzenden Gebiete reitet (wegen der Gefahr des Angegrabschtwerdens meist ohne Knaben).

Reste im Sinne der LHR sind nicht verbrauchte Mittel, die im nächsten Jahr noch zur Verfügung stehen (also etwa so wie der Inhalt einer Gefriertruhe und ebenso meist nicht essbar.)

Üpl. bzw. Überschreitungen sind bei der Planung nicht geweissagte oder gewissenhaft ignorierte überplanmäßige Ausgaben, die aber trotzdem angefallen sind und daher nachgewiesen und mit möglichst nichtssagenden Worten in der LHR begründet werden müssen (sofern sie so ungeschickt waren sich finden zu lassen). Aus Respekt vor dem Parlament sollten die Begründungen nicht in Versform abgefasst sein, obwohl dies rechtlich nicht verboten wäre.

Ein Radiergummi ist für den Buchhalter die wichtigste Erfindung seit dem Rad und etwa genauso alt. Passt seine Erscheinungsform wie auch das Rad ständig dem Fortschritt an, z.Zt. meist in digitaler Art anzutreffen.

NestuL ist etwas, dass ich beschlossen habe zu vergessen, da dies nicht zu tun meiner Gesundheit höchst abträglich wäre und, sofern ich ehrlich darüber schreiben würde, mir strafrechtliche Konsequenzen drohen würden. 

Der Faden des Buchbinders hängt mit der Fadenheftung des Buches zusammen. Es ist in der Geschichte des Landes tatsächlich noch nicht vorgekommen, dass der Buchbinder den Faden verloren hat. Schließlich ist er kein Landesbediensteter.

Montag, 2. November 2015

Wie eine Imkerin das Zählen neu erlernte



"Die Biene zählt nicht, nur der Bien",
erklärte mir die Imkerin.
Die Biene sagte schroff "Allez!!!",
und stach sie in das Dekolleté.
Und sie behauptete zu recht:
"Errare humanum est!".
Was wieder zeigt, selbst winz'ge Viecher
haben ihren eignen Riecher.
Auch kleine Damen man verehre,
raubt nur den Honig, nicht die Ehre!


(Werner Wallenwein)

Samstag, 31. Oktober 2015

Das verirrte Paradoxon




"Es irrt der Mensch so lang er strebt".
Das heißt, wenn man ins Grab ihn legt,
dann wird er schlau -
woher wusst' Goethe das genau?
Verließ ihn schon der Strebertrieb,
als er die weisen Zeilen schrieb?
Oder war es andersrum -
er schrieb die Worte noch posthum?
So oder so - schad für den Mann,
dass er's nicht mehr gebrauchen kann.
Wie oft im Leben ist's halt nur
eine Verschwendung der Natur.

( Werner Wallenwein)

Freitag, 30. Oktober 2015

Das Hopseru




Es lebt das Känguru, das kleine,
im Beutel drin und meist alleine.
Mir selber wär das gar nicht recht,
bei dem Gehopse wird's mir schlecht.

(Werner Wallenwein)

Schieflage




Der Architekt von Pisa war
ein schräger Typ und sonderbar.
Er rannte hinter Mona her
beachtete nicht den Verkehr
aus dem die Lisa ihn dann zog,
damit er sie nicht mehr betrog.
Voller Respekt verneigt' sich da
sein Sohn, der Turm,  vor dem Papa.

(Werner Wallenwein)

S-Bahn Typ 1: Nasobem reloaded




Laut zieht durch seine Nasen hoch
das Nasobem den Rotz.
Sein Gegenüber hört es och
und flüchtet oder motzt.

(Werner Wallenwein)

Anmerkung des Autors:
Dieses Gedicht eignet sich auch zum freundlichen Empfang von an der Haustür läutenden Geistern, Hexen, Gespenstern etc. an Halloween. Ich empfehle, in diesem Fall das Verb "motzt" durch das ebensolche "kotzt" zu ersetzen. 
An Halloween sowie in der restlichen Zeit des Jahres bitte ich, das Wort "Rotz" forte und mit einem stark rollendem "R" auszusprechen.

Prof. Dr. Erwin Schrödinger und sein Problem mit den Katzen




Der Schrödinger, das ist ein Schwein
ein fieser Katzenquäler!
Er sperrt das arme Tierchen ein
mit Gift und Geigerzähler.
Er überlegt beim Abendbrot
ob es lebendig, ob es tot
oder sowohl als auch ist.
Während da drin das tote Viech
sich voller Angst ganz nass pisst.





Es ist verschwommen, ist verwischt,
man weiß was, vieles weiß man nicht.
Doch Erwin weiß nun ganz gewiss
solang die Box versiegelt is'
lebt die Leich froh in der Not 
quietschlebendig mausetot.


Die Quantenwelt, es sei beklagt,
ist voller Anarchisten,
drum brauchen wir, so meinte man,
die Katzenquälerkisten.
 Nur Einstein sagte: "so gemein!
Sperrt Schrödinger doch selber rein!
Dann wüsst' er gleich wie oft da
drinnen
die Quanten über'n Jordan springen!"


Seit Albert ist definitiv
alles krumm und relativ.
Doch Erwin hat beim Test erkannt:
"Der Katzen Dreck riecht penetrant!".
So kam's zu Schrödingers bekannten
Katzenscheiße-stinkt-Konstanten.

(Werner Wallenwein)


Offener Brief des Autors:


Lieber Oskar,


Du hast mir durch Dritte ausrichten lassen, dass sich mein Schrödinger nach Deiner Meinung nicht reimen würde. Doch hier behaupte ich jedoch - der Schrödinger, der reimt sich doch! Außerdem war - dies zu deiner Kenntnis - Prof. Dr. Erwin Schrödinger weder Dichter noch Reimer sondern Österreicher und Physiker. Und bekanntlich ist bereits eine dieser Eigenschaften Grund genug für Ungereimtheiten.

Meine Werke sind überwiegend in der Versform des anarchistischen Randoms gefasst. Sie reimen sich allenfalls rein zufällig. Mein Schrödinger reimt sich m.E. sogar reim zufällig recht oft.   Als Beispiele seien hier Schwein/ein,  Quäler/Zähler, Brot/tot und ist/pisst erwähnt. Um Dir hingegen etwas entgegenzukommen, habe ich oben das Wort "ist" durch "is" geändert, damit es sich besser auf  "ungewiss" reimt.

Die o.g. Dritte hat mir im Übrigen mitgeteilt, dass das Bier gestern Abend so grottenschlecht gewesen wäre, dass Du dieses zur sofortigen Vernichtung für erforderlich angesehen und du dieselbe auch sowohl höchst unverzüglich als auch höchst persönlich vorgenommen hast. Dazu darf ich Dir mitteilen, dass in meinem Keller noch viel schlechteres Bier mit z.T. seit längerer Zeit abgelaufener Mindesthaltbarkeitsdauer seiner Vernichtung durch Dich harrt. Termine bitte ich über die o.g. dritte Person zu vereinbaren.

Mit hochachtungsvoll freundlichen Grüßen

 Werner Wallenwein